Sierentz - Sierenz Flugplatz
 
Ein bisher kaum bekanntes und fast vergessenes Stück Lokalgeschichte

 

Nordöstlich von Sierenz im Gewann "Steinmatten", befand sich im 1. Weltkrieg das Fluggelände der FA (A) 282,
Flieger-Abteilung (Artillerie) 282.
Das rote Kreuz auf den beiden Bildern markiert die ehemalige Start- und Landepiste.

           

Wie auf dem Luftbild vom Oktober 1918 zu erkennen, befanden sich zu beiden Seiten der Piste zahlreiche Gebäude
(Hangars, Baracken, Materialschuppen, Offizierskasino).
Die Gebäude am Waldrand zogen sich nach Norden hin, bis zu dem heutigen Standort des Klärwerkes.
Der blaue Pfeil zeigt den Standort des Offizierskasinos.

Auf dem Satelittenbild (© Google Maps) erkennt man am Standort des Kasinos eine rechteckige Struktur.

 

 

   

 Offenbar das erste Offizierskasino in Sierenz.
Der Standort ist noch ungeklärt.

 

Erinnerung an Weihnachten 1917.
Schöner Pappkarton aus einem Fliegeralbum der FA (A) 282.

In der Mitte ein Bild des Offizierskasinos,
umrahmt mit den Porträts der Offiziere.
 

 

 

Später wurde am Waldrand nördlich der Piste ein neues, größeres Kasino gebaut.

 

Gruppenbild auf der Eingangstreppe, entstanden vielleicht bei der Einweihungsfeier.
Über der Eingangstüre ein Kranz mit der Aufschrift "Fliegernest Protzen".
Hauptmann Protzen von Schramm war ab 1918 Führer der Abteilung.
Gut zu erkennen, dass der Holzbau mit Dachpappe verkleidet war und später hell getüncht wurde.

 

Nur 90 Meter Luftlinie vom Kasino entfernt, befindet sich im Wald ein ca. 9 Meter langer betonierter Unterstand.
War das ein Schutzraum für die Flieger?

 

                   

Links vom ehemaligen Flugfeld ein Wellblechunterstand und eine rießige Weide.
Die Weide stand sicher schon hier, als noch Flugbetrieb herrschte.
Was hat sie alles gesehen? Was könnte sie uns erzählen?

 

 

Die alten Aufnahmen wurden uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Herrn Walther Kerner aus Hamburg,
dessen Vater Leutnant d.R. Karl Robert Kerner ab Juni 1917 als Beobachter in Sierenz im Einsatz war. Herzlichen Dank dafür!

 Ltn. Kerner flog meistens zusammen mit dem Flugzeugführer Prautzsch. Von einem dieser Flüge ist folgendes Ereignis überliefert:
Am 19. August 1917 starteten die beiden zu einem Bombenflug nach Gottesthal ( heutiger Name "Valdieu") um dort eine Brücke zu zerstören (es kann sich dabei nur um die Eisenbahn- oder Strassenbrücke über den Canal du Rhône au Rhin handeln). Ltn. Kerner trug bei dem Flug die Bombe auf seinem Schoß und hievte sie in einer Steilkurve über Bord. Die Bombe habe zwar die Brücke getroffen, jedoch sei sie ins Wasser gerollt und erst dort explodiert. Dieses Ereignis fand auch im Korps-Tagesbefehl Erwähnung.
Demnach war es eine 2 Zentner schwere Bombe, welche aus 30 Meter Höhe abgeworfen wurde.

Prautzsch und Kerner vor ihrem Rumpler C.IV Höhenaufklärer.
Interessantes Detail: Man trug schon damals elektrisch heizbare Hosen!