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Kilianstollen Carspach = 19.07.2013: Heute wurden im Rahmen einer Feier die Toten beigesetzt. Hier einige Bilder.
10.07.: heute wurden doch noch offizielle Einladungen verschickt.
09.07. gegen Abend: eine erfreuliche Nachricht = die Soldaten erhalten jeweils ein Einzelgrab !
09.07. vormittags: dem regen Telefon- und Mailverkehr nach zu urteilen, ist doch Bewegung in die Sache gekommen.

08.07.: Mehrere Personen aus D und F protestieren und kritisieren die Form der geplanten Beisetzung. Entsprechende Schreiben gehen an Zeitungen in D und F, an den Volksbund (VdK), an die Bürgermeister von Carspach, Aspach, Illfurth, und an das Deutsche Generalkonsulat in Strasbourg, welches wie inzwischen bekannt wurde, die Beisetzung organisiert.

07.07.: In der Zeitung L'Alsace von heute erscheint ein ganzseitiger Artikel über den Kilianstollen und die geplante Beisetzung der Toten. Darin wird auf die verschiedenen Kritikpunkte hingewiesen: keine Einladungen an die an der Ausgrabung beteiligten, auch nicht an die Repräsentanten der umliegenden Ortschaften, Beisetzung in einem Gemeinschaftsgrab etc.
05.07.2013: Der Termin steht offenbar fest. Unklar ist, wer die Aktion organisiert hat. Die Archäologen konnten inzwischen 18 Soldaten identifizieren. Für die verbleibenden 3 Mann lässt man ihnen keine Zeit mehr. Obwohl nun 18 Mann namentlich bekannt sind, sollen sie in ein Gemeinschaftsgrab gebettet werden. Lokale Repräsentanten und die an der Ausgrabung Beteiligten sind zu der Beisetzung nicht eingeladen. Ich halte dieses Vorgehen für skandalös.
 04.07.: Nach ersten unbestätigten Informationen soll die Beisetzung der Toten am 19. Juli auf dem Militärfriedhof bei Illfurth stattfinden.

Weit über 1000 Objekte sind inzwischen restauriert und konserviert. Darunter viele persönliche Gegenstände wie Eheringe, Erkennungsmarken, Gewehre, Pistole, Taschen- bzw. Tagebücher, sogar eine gut erhaltene Schulterklappe vom R.J.R. 94. Von August bis Dezember 2014 wird es Ausstellungen in Dresden und in Strasbourg geben. Danach kommen alle Objekte sowie ein Teil des Stollens dauerhaft in das Museum nach Altkirch. Stollenrahmen werden z.Z. von einer Spezialfirma in Deutschland konserviert. Für diese einmaligen Exponate soll das obere Stockwerk des Museums in Altkirch geräumt und zur Verfügung gestellt werden.

Die Stollenanlage "Kilianstollen" der 3. Kompanie (I/L 121) in Stellung 10 (bei Position ~ N47 37.883 E7 13.065) hatte eine Grundfläche von 150qm, eine Länge von 125 Meter und war belegbar mit 500 Mann.
Wie aus den Arbeitsplänen zu entnehmen ist, wurde am Kilianstollen und an dem Stollen beim Bataillons- Gefechts- Unterstand Anfang 1916 gebaut. Es wurde in zwei Schichten gearbeitet, manchmal wurde auch noch eine Nachtschicht eingelegt. Am 18. Februar war der Entwässerungs- Stollen des Kilianstollen fertig gestellt. Der Batl. Gef. Unterstand befand sich 530 Meter südöstlich vom Kilianstollen. Er war mit einer Grundfläche von 180 qm und einer Länge von 150 Meter noch größer als der Kilianstollen.
Siehe dazu unter Altkirch West.

Hier kam es am 18. März 1918 zu dem folgenschweren Unglück, als bei einem französischen Minen Beschuß Feldwebelleutnant Hütten und 33 Soldaten der 6. Kompanie des Reserve Infanterie Regiment 94 verschüttet wurden. Nur ein Teil der Männer konnten wieder aus dem Stollen ausgegraben werden. 21 Soldaten fanden in dieser Stollenanlage den Tod. Sie ruhen bis heute tief unter der Erde.
Bis zum Jahr 2008 stand hier ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Toten.

Nun wird hier eine Umgehungsstrasse gebaut. Ein Archäologenteam machte sich auf die Suche nach den Verschütteten. Man versuchte mit Baggern einen Zugang zum Stollen zu finden, aber leider erfolglos. Solche Stollenanlagen wurden damals mit einer Deckung (Tiefe) von mindestens 6 Metern gebaut. Vielleicht wurde nicht tief genug gegraben? Das Spezialistenteam veröffentlichte danach einen 40 seitigen Bericht. Alles mögliche hatte man gefunden und dokumentiert, Hunde-, Ziegen-, Ochsenknochen, Glas und Porzellan, nur nicht den 125 Meter langen Stollen mit den Vermissten.

 

Update Mai 2010

Die Bauarbeiten sind in vollem Gange. Inzwischen wurde eine Unmenge Kriegsmaterial zu Tage befördert. Auch ein Unterstand, welcher vorher nicht sichtbar war, kam noch zum Vorschein. Nun wurde er entfernt da er offensichtlich den Strassenbau behinderte.
Ein Betonfundament war heute noch sichtbar. Vom Kilianstollen mit seinen Toten ist weiterhin nichts zu sehen.

         

 

         

         

         

         

         

Update 01. November 2010

 

Sensationell : der Kilian-Stollen wurde am 29. Oktober gefunden!

Im weiteren Verlauf der Straßenbauarbeiten musste die Trasse über den Lerchenberg planiert und eingeebnet werden. Dabei stieß man wohl eher zufällig auf Rahmenhölzer eines Stollens. Beim weiteren Freilegen der Fläche kam dann eine längere Stollenanlage zum Vorschein. Hier nun die ersten interessanten Bilder:

                     

Das Gelände um die Fundstelle ist abgesperrt.

         

Gut zu erkennen die Bauweise mit den Rahmenhölzern.

                   

Dort wo die Deckenhölzer fehlen, wurden die Seitenwände eingedrückt.
Die Rahmenhölzer und Deckenbalken sind bemerkenswert gut erhalten.

                   

Ein Stolleneingang wurde schon freigelegt. Eine Treppe aus Holz führt hinunter.
Im Innern erkennt man das Holzgestell einer Pritsche, welche als Schlafstätte diente.

Hier ein Kartenausschnitt eines Stellungsplans von damals mit der Lage des Stollens.
Unsere oben angegebenen Koordinaten haben sich somit bestätigt.
Wir werden die Ausgrabungen weiter beobachten und ggf. weiter berichten.

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An dieser Stelle möchten wir über den Hergang des Unglücks vom 18. März 1918 berichten.
In der Regiments Geschichte des Reserve Infanterie Regiments 94 wurde beschrieben, was sich an diesem Tag zugetragen hat:

Am 18. März führte unsere Artillerie von 6 bis 9 Uhr morgens ein Gelbkreuzschießen gegen die Batteriegruppe im Lerchenholz durch. Offenbar als Vergeltung hierfür belegte der Franzose unter Mitwirkung von Fliegern unsere vorderen Linien von 12:30 Uhr mittags bis 6 Uhr nachmittags mit schweren Minen. Es wurden sechs Werfer (Minenwerfer) in den vorderen feindlichen Gräben festgestellt. Die Wirkung unserer Artillerie dagegen war anfangs zu schwach. Erst später gelang es, drei Werfer außer Gefecht zu setzen. Die feindliche Beschießung richtete sich hauptsächlich gegen den Kilianstollen, der am Hang des Lerchenbergs im zweiten Graben von C 2 etwa 140 Meter hinter der vordersten Linie lag. Um ein Ausweichen der Besatzung zu verhindern, wurde durch die feindliche Artillerie eine starke Feuerglocke von Granaten und Schrapnells um den Stollen gelegt. Auch streuten M.G. den Abschnitt ab.

Von der 6. Kompanie hatte sich der größte Teil der Besatzung von C 2 in den Stollen geflüchtet, der mit seiner 4 bis 6 Meter starken Erddecke und den 16 Ausgängen für schußsicher galt. Gegen 2 Uhr nachmittags erhielt der linke Teil des Stollens, bei dem die Erddecke am schwächsten war, kurz hintereinander drei Treffer, wodurch der Stollen auf etwa 60 Meter Länge eingedrückt wurde und Feldwebelleutnant Hütten, 1 Vizefeldw., 7 Uffz. und 25 Mann unter sich begrub. Außerdem wurden 10 Mann durch Verschüttung verwundet, 1 Mann durch Maschinengewehrfeuer getötet. Trotz dieses schweren Verlustes war die Haltung der 6. Kompanie vorzüglich. Die Stellung wurde bei Einbruch der Dunkelheit sofort wieder besetzt, so daß der Gegner bei etwaigem Vorstoß auf tatkräftigen Widerstand der Besatzung gestoßen wäre.

Gegen 8 Uhr abends setzte von neuem starkes Störungsfeuer der feindlichen Artillerie gegen C 2 ein und hielt bis 10 Uhr abends an. Es wurde sofort versucht, die Verschütteten auszugraben. Dies gelang aber erst nach Hinzuziehung von Pionieren und eines Zuges Infanterie mit Wagenwinden. Leider wurden nur Tote geborgen. Schließlich mußten die Arbeiten wegen technischer Schwierigkeiten eingestellt werden. In der Nacht wurde die schwer geprüfte 6. Kompanie durch die 2. abgelöst und fand Unterkunft im Baderstollen. Das Gelbkreuzschießen wurde am nächsten Tage wiederholt, der Feind antwortete aber nicht mehr.

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Einen Monat vor dem Unglück wurde bei einem Patrouillenunternehmen gegen die französische Stellung
im "Bannholz" zwei Gefangene eingebracht:

"In der Nacht zum 7. Februar 1918 wurde im Regimentsabschnitt ein gewaltsamer Patrouillenvorstoß unternommen. Nach kurzer Artillerievorbereitung, durch Minenwerfer wirksam unterstützt, drang um 2:45h unter Führung des Leutnant Heinrich Müller der Stoßtrupp, der aus der Regiments- Sturmabteilung, Pionieren und Dragonern bestand, in die feindlichen Gräben nördlich der Straße Altkirch - Ballersdorf ein und kehrte nach 45 Minuten mit 2 Gefangenen zurück. Der Stoßtrupp verlor einen Mann, der leicht verwundet wurde. Das Unternehmen löste starke feindliche Feuerüberfälle aus, die an den folgenden Tagen anhielten."

 

Oberstleutnant von Görschen, Regimentskommandeur R.I.R. 94
vom 12. Juli 1916 bis 21. September 1918.

 

Französisches Flugzeug, abgeschossen am Tag des Unglücks
zwischen Altkirch und Wittersdorf

Die erste Gedenktafel,
welche über dem Kilianstollen errichtet wurde.

 

Der heutige Gedenkstein steht nun auf dem
Militärfriedhof bei Illfurth.

 

Zu ihrem Andenken wollen wir hier die Namen der Toten festhalten:
(Namen in Klammer = verschiedene Quellen)

Feldwebelleutnant August Hütten, geb. 07. August 1880 in Aachen,

Vizefeldwebel Karl Becker, geb. 26. Februar 1884 in Jena,

Sergeant Paul Rossmann (Rohsman), geb. 14. März 1884 in Weihsenfels,

Sergeant Christian Senf, geb. 24. August 1882 Eckardtshausen,

Sergeant Friedrich (Fritz) Titscher, geb. 06. September 1882 in Rockau,

Sergeant Otto Stührk, geb. 04. August 1888 in Diekhausen,

Gefreiter Karl Bindel, ge. 25. Juli 1888 in Stregda,

Gefreiter Harry Bierkamp, geb. 18. Januar 1896 in Hamburg,

Gefreiter Emil Niemann, geb. 18. März 1896 in Granzin,

Gefreiter Josef Schmidt, geb. 19. Mai 1882 in Neisse,

Ersatz-Reservist Gotthold (Gottlieb) Wolframm, geb.m 14. Februar 1891 in Westgreussen,

Ersatz-Reservist Nikolaus Fixemer, geb. 15. September in Wincheringen,

Ersatz-Reservist Martin Rockenkamm, geb. 19. September in Waldkappel,

Musketier Paul Seidler, geb. 18. August 1898 in Goldisthal,

Musketier Martin Heidrich, geb. 31. Oktober 1897 in Schönfeld,

Musketier Wilhelm Kisselbach, geb. 29. Juli 1896 in Koblenz,

Landsturmmann Friedrich Lotz, geb. 02. Januar 1886 in Vitzerode,

Landsturmmann Otto Stackfleth, geb. 07. Januar 1880 in Minwinkel,

Landsturmmann Karl Müller, geb. 21. März 1886 in Kassel,

Landsturmmann August Decker (Becker), geb. 12. August 1881 in Apolda,

Wehrmann Karl Paaris, geb. 02. Februar 1882 in Schippenbeil

Bei diesem Gefecht verloren außer den Verschütteten noch folgende Soldaten an diesem Tag ihr Leben:

Krug Kaspar Sgt., Hochhaus Albert Uffz., Rothenberg Erich Uffz., Daßler Walter, Halboth Lothar, Hintze Heino, Klein Hermann, Lehmann Otto, Oberhauser Alfred, Rosenbaum Hermann, Scheerer Peter, Trabert Hermann, Wienberg Claus, Bochmann Paul,
Bargholz Karl schwer verwundet verstorben am 26.3.1918 im Kriegslazarett in  Lörrach,
Rabe Paul schwer verwundet gestorben auf dem Weg zum Hauptverbandplatz am 19.3.18

Nun bleibt zu Hoffen, daß die Toten gefunden und auf den Militärfriedhof bei Illfurth umgebettet werden können. 

Von diesem Regiment kehrten insgesamt 2314 Männer aus dem Krieg nicht mehr zurück.

 

Update 04. November 2010

            

Die Fundstelle wurde nun umzäunt. Bild rechts: Einer der Stolleneingänge, die Treppenstufen aus Holz sind gut erhalten.

 

Update 11.November 2010

 

Bisher fand keine weitere Ausgrabung statt.
Unklar ob überhaupt weiter gemacht wird. Vielleicht muss zuerst die Finanzierung geklärt werden?

         

In dem freigelegten Stolleneingang ist noch eine geöffnete Türe sichtbar. An der Westseite des Stollens sind an den Rahmenhölzern noch Reste einer elektrischen Leitung für Telefon oder Beleuchtung vorhanden.

         

Leider wurden beim Freilegen stellenweise die Deckenhölzer entfernt. Die Wände wurden nicht abgestützt und geben nun dem Druck der Lehmmassen nach.

 

Update 01.04.2011

 

Heute konnten wir die Anlage überfliegen und einige Luftbilder machen.

                   

Nur etwa 1/3 der 125 Meter langen Anlage ist heute freigelegt. Die rote Linie kennzeichnet den Stollenverlauf.
Die Stollendeckung ist im nördlichen Bereich am stärksten. Die toten Soldaten werden sich wohl in den Bereich mit der größten Deckung geflüchtet haben.

Update 10.10.2011

 

Seit Mitte September wird die Stollenanlage durch ein Archäologenteam des PAIR aus Séléstat ausgegraben. Der Stollen wird von seiner Decke aus bis zum Boden freigelegt.
Mehrere der toten Soldaten wurden schon gefunden. Auch einige Erkennungsmarken und sonstige persönliche Gegenstände wurden geborgen. Die Erkennungsmarken sind jedoch unleserlich und müssen zunächst im Labor entsprechend behandelt werden.
Über die Grabung wird eine Video-Reportage erstellt, welche im Fernsehen gesendet werden soll. Nach Abschluss der Arbeiten wird eine umfangreiche Dokumentation als Buch erscheinen. Über den Sendetermin der Reportage und die Veröffentlichung des Buches werden wir hier informieren.

                             

 

Update November 2011

 

Die Grabungsarbeiten sind nun beendet. Die 21 toten Soldaten wurden gefunden und geborgen. Sie werden nun von den Wissenschaftlern des PAIR untersucht und dann dem Volksbund übergeben. Wenn keine Nachfahren der Toten ermittelt werden können, werden sie auf dem Deutschen Militärfriedhof bei Illfurth bestattet.

Bei den Grabungen wurden auch viele persönliche Gegenstände, Waffen und Munition gefunden. Die Fundstücke werden nun im Labor des PAIR untersucht, gereinigt, konserviert und dokumentiert. Nach Abschluss dieser Arbeiten wird man die Fundstücke und die Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit in Form von Veranstaltungen, Ausstellungen, Videoreportage und in einem Buch zugänglich machen. Wir werden hier darüber informieren.

Ein Teil des Stollens (einige Stollenrahmen) wurde entnommen. Er wird konserviert und soll im Museum in Altkirch als Erinnerung an den Kilianstollen aufgebaut werden.

Die Stollenanlage am 22. November 2011.

 

Am Sonntag, den 20. November 2011 fand am Kilianstollen und in Altkirch eine Gedenkfeier zu Ehren der Toten statt.
Dazu wurde vom PAIR ein Flyer aufgelegt, welchen wir hier in der französischen und in der deutschen Version zum download anbieten.

 

Update 14.12.2011

 

Letzte Woche wurden noch restliche Arbeiten erledigt. Es wurden einige Stollenrahmen für verschiedene Museen entnommen und das viele Holz entsorgt. Diese Woche wurde die Stollenanlage entgültig eingeebnet.

                   

Nun kann Gras bzw. Asphalt darüber wachsen.

März 2014: Die Strasse ist fertig, nichts erinnert mehr an den Stollen.