Stollenbau bei Tagolsheim und Walheim. 1916 herrschte eine rege Bautätigkeit um
Tagolsheim und Walheim. Unterkünfte für viele hundert
Mann mussten geschaffen werden. Wie eine Stellungskarte vom Juni 1916 belegt,
wurden in den Abschnitten 1 bis 4 die Unterstände zu Stollenanlagen
umgebaut. |
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Die Stollenanlagen an der Bahnlinie bei Tagolsheim
und Walheim. |
Beispiel-Skizze einer Stollenanlage mit fünf Eingängen und zwei Querstollen (Gallerie).
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Abschnitt 1 = Planskizze, westlich Bahnhof Tagolsheim, Unterstände 1 - 9 Schon bald wurde jedoch eine große Stollenanlage
bebaut. Die Anlage mit den sieben Eingängen hatte eine nutzbare
Stollenlänge (ohne Nischen) von 192 Meter. Sie verfügte
über 59 Liege-Nischen für jeweils 4 Mann mit den Massen 2 x 1,20 Meter.
In den Eingangsstollen war Platz für je 7 Mann. In den Gallerien
waren Liegestellen für 72 Mann. Außerdem Stehplätze
für rund 300 Mann.
Ein einmaliges seltenes Bild: Stollenbau bei Tagolsheim
durch die 4. Landwehr-Pionierkompagnie des Pionier-Bataillon Nr.
426.
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Die Stollenanlage war geplant mit 27 Nischen à 4 Mann und 2 Nischen à 6 Mann. In den Stollen und Gallerien waren Liegeplätze vorgesehen für weitere 50 Mann. Außerdem Stehplätze für 150 Mann. |
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Abschnitt 3 Stollenanlage ca. 400 Meter westlich vom Friedhof Walheim. 10 Eingänge, nur eine Gallerie.
Vor den Eingängen die typischen Erdterrassen aus Abraum-Material.
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Am steil abfallenden Nord-Ost Hang des Waldstücks
befand sich ein Lager. Viele Gruben / Mulden
zeugen von den Standorten der Unterstände. Die Lage der Gruben
stimmen jedoch nicht genau mit der Bau-Skizze überein.
Bau-Skizze des Lagers.
Das Lager war ca. 400 Meter von der Bahnlinie entfernt Es waren 28 Unterstände für jeweils 18 Mann und hatte somit eine Kapazität von 504 Mann.
Auf dem Original-Plan ist folgender Vermerk zu lesen: Den Hang abstecken, alsdann geeigneten Zimmerplatz suchen, Unterstände zimmern, einen Teil der Mannschaft zur Materialzufuhr verwenden. |
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Abschnitt 5 = Bahneinschnitt südlich Bahnhof Walheim beim Bahnwarthaus N° 11. Unterstände 43 - 57. Auf der Skizze die Bauarbeiten vom Januar 1916. Zu den bereits vorhandenen kamen weitere 15 Unterstände mit einer Kapazität von jeweils 32 Mann. D.h. für 15 x 32 = 480 Mann. Ein Artillerie-Unterstand mit einem gemauerten Ofen ist in diesem Abschnitt noch erhalten geblieben:
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Die Abschnitte 6 bis 10 zwischen Walheim und Sankt Morand. Auf diesem Kartenausschnitt ist zu sehen, dass die Strasse (D 419), im Gegensatz zu heute, nördlich der Kirche St. Morand die Bahnlinie überquerte. Dort befand sich die Bahnstation Morand mit dem Bahnwärterhaus N° 12. Im Walheimer Hölzle befanden sich noch weitere Stollenanlagen. Siehe unter "Frontkarte --> Altkirch Rebberg --> Walheimer Hölzle". |
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Abschnitt 6
bei N47 38.082 E7 15.681. Zu
erkennen sind drei Eingänge welche jedoch verschüttet
sind.
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Abschnitt 7 = am Steilabhang westlich
der Bahn bei Kilometer 14,6. Neun Unterstände für jeweils
16 Mann = 144 Mann. Bilder unten: Das Gelände bei den Unterständen 58 - 66.
Von den begonnenen Stollen sind heute noch zwei
Eingänge sichtbar. Durch den linken Eingang ist der Stollen
begehbar (auf eigene Gefahr).
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Abschnitt 8 = In den zwei alten Steinbrüchen
zwischen Km 15,1 und 15,2 die Unterstände N° 67 bis 72.
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Abschnitt 9 = Die sechs Unterstände
N° 73 bis 78 in dem alten Steinbruch nördlich vom Bahnwarthaus
N° 12, Bahnstation Morand. Heute ist dieser Steinbruch nicht mehr vorhanden,
das Gebiet ist bebaut und die Straßenführung geändert.
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Abschnitt 10 = Diese Skizze zeigt drei Unterstände
"im Tannenwäldchen westlich der Bahnlinie bei der Kapelle
St. Morand". Ein Fussweg führte hinab zur Kapelle.
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Ein Bericht von Major Fleischmann, Regimentskommandeur
des Landwehr-Infanterie-Regiment
126,
a) Betonbauten: Die Grundfläche von Betonbauten darf nicht zu klein bemessen
werden, da sonst die Bauten durch Artillerie-Treffer umgeworfen werden.
Die Umfassungswände sind auf den in der Schussrichtung liegenden
Seiten tief in den Boden hinabzuführen, damit das Bauwerk nicht
unterschossen werden kann. b) Stollenanlagen: Bei Stollenanlagen hat es sich bewährt, die ersten Rahmen der Stolleneingänge in der Schussrichtung kräftig zu verstreben und mit Schürmanneisen gegenseitig zu verbinden. Die Stollenrahmen in den Eingängen dürfen nicht vertikal, sondern senkrecht zur Schachtneigung gesetzt werden (Schleppschächte). Durch die Verzapfung der Rahmenhölzer werden die Deckenhölzer so geschwächt, dass dieselben durch Artillerie- oder Minentreffer geknickt werden, auch wird bei älteren Stollenanlagen die Tragfähigkeit der Deckenhölzer durch die Wirkung der Feuchtigkeit bedeutend herabgesetzt: es empfiehlt sich deshalb eine Verstärkung durch besondere Unterzüge. c) Wellblech - Unterstände: Bei einem mit etwa 1,5 Meter starken Baumstammlagen abgedeckten
Wellblech - Unterstand hat ein Volltreffer einer 12 cm Granate,
die vor der feindwärts gelegenen Stirnseite einschlug, und
noch etwa 1 Meter ausserhalb des Unterstandes explodierte, die Stirnseite
eingedrückt und den Wellblech - Unterstand in der Längsrichtung
verschoben. Sämtliche Insassen wurden durch Quetschungen teils
schwer, teils leicht verletzt. Es hat sich gezeigt, dass es gefährlich
ist, Wellblechbogen - Unterstände mit der Stirnseite gegen
den Feind aufzustellen, ohne die Stirnseite genügend stark
zu schützen und den Unterstand in der Schussrichtung zu verstreben.
Es dürfte sich empfehlen, die Wellblechbögen mit der Wölbung
senkrecht zur Schussrichtung anzuordnen, die Wucht eines Treffers
würde hierbei durch die Bogenform des Wellblechs aufgefangen
und ein Verschieben des Unterstandes in der Schussrichtung unmöglich
gemacht.
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Die Regimentsgeschichte einer Pioniereinheit gibt uns zum Stollenbau folgende Informationen: Um einen Stollengang mit einem Querschnitt
von 80/180 cm (Minenstollen) einen Meter vorzutreiben, mussten 260
Sandsäcke mit Miniergut (Erde, Steine) ins Freie geschafft
werden. Wohnstollen dagegen wurden mit einem Querschnitt von 120/180
cm angelegt. Kommentar eines Pioniers: "Beim Eintreten in die Stollen zum Schneiden dicker Tabaksqualm, der, vermischt mit allen möglichen menschlichen Ausdünstungen, die bekannte Stollenluft bildete."
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Die Stollengänge wurden mit sogenannten Stollenrahmen aus Holz ausgebaut. Reste dieser Hölzer sind heute noch öfters zu finden. Ein nach unten führender Gang wurde "Schleppschacht" genannt. Wie auf der Skizze links ersichtlich, wurden die Stollenrahmen immer senkrecht zum Stollenboden eingebaut. |